Ratgeber

Chill mal!
 

Sind Sie auch genervt von diesem Satz „Chill mal dein Leben“ oder in der Kurzform „Ey, chill mal“?
Vornehmlich wird er von Teenagern oder jungen Erwachsenen vorgetragen.
Sobald Sie jemanden auf ein falsches oder störendes Verhalten hinweisen, schleudert derjenige Ihnen diesen etwas dümmlichen Satz entgegen. Egal ob der Typ im Bus, der unter seinen Kopfhörern etwas zu laut und zu falsch mitsingt, ob der Klassenkamerad, der den Unterricht so massiv stört, dass Sie nichts mitbekommen, ob der Kerl im Supermarkt, der an der Kasse ständig mit seinem Einkaufswagen unsanft und ohne es zu merken in Ihre Hacken rollt, ob das Mädchen in der U-Bahn, die ihren Joint in der hohlen Hand hält und gelegentlich dran zieht oder der Nachbar, der auch am Sonntag schmerzfrei seinen Rasen mäht – jedes Mal bekommen Sie zu hören, Sie sollen mal chillen. Und jedes Mal stehen Sie perplex da und wissen nicht, wie Ihnen geschieht.

Schlagen Sie sofort zu!
Ohne zu zögern und innerhalb einer Sekunde, egal ob eine Ohrfeige, ein Faustschlag gegen den Oberkörper oder ein Karateschlag gegen den Hals. Wenn der Getroffene dann aggressiv wird und sich wehren will, erwidern Sie „Chill mal!“
Geht nicht, meinen Sie? Kann man nicht machen? Stimmt. Diese Variante fällt also aus.
Es würde aber sehr treffend das Prinzip Ursache - Wirkung umkehren. So wie es auch der unreflektierte Satz „Chill mal“ tut. Denn es ist offensichtliches und absichtsvolles Ziel dieses Satzes, die Kausalität zu negieren. Sie sollen bewusst damit verwirrt werden, als der Störenfried dargestellt zu werden, als derjenige der vermeintlich den gesellschaftlichen Konsens verlassen hat und nervt. Sie sollen der nörgelnde Spießer sein, der anderen das Leben schwer macht.

Also Variante 2:
Sie erklären ihrem Gegenüber, dass seine Reaktion keinen Sinn ergibt, weil nicht Sie chillen müssen, sondern er sich bitte benehmen soll und sein Tun so zu gestalten hat, dass andere damit nicht belästigt werden. Denn nicht Sie haben etwas Unrechtes oder Störendes getan, sondern er oder sie, der oder die Angesprochene ist der/die Intolerante. Auch das wird leider nicht funktionieren. Diese rationale und logische Erläuterung, noch dazu so ausführlich, ist viel zu lang. Sie machen sich wahrscheinlich lächerlich und der Andere wird Ihnen schon nach dem ersten Satz nicht mehr zuhören.

Variante 3:
Kontern Sie mit einem ebenso prägnanten und kurzen Satz: „Denk mal“! Nicht „Denkmal“ sondern „Denk mal“ (nach/drüber nach). Vielleicht meinen Sie zweideutig aber auch, Ihr Gegenüber hat ein „Denk-Mal“, so wie ein Muttermal, ein Geburtsmal, also eine leichte Fehlbildung im Denkapparat. Wobei Fehlbildung dann auch wieder doppeldeutig wäre.

Variante 4:
Halten Sie ihre linke, geschlossene Hand vor Ihren Mund und sprechen Sie mit gedämpfter Stimme in Ihr Handgelenk: "Team 1, Zugriff!"

Nachtrag
Variante 5: Sagen Sie laut und deutlich: "Setz dich in einen Schrank!"